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Freitag, 17. Dezember 2010

Reinecke zu Besuch

Wir haben Winter. Auch in Berlin. Die geschlossene Schneedecke wird gerade jeden Tag dicker.

Hinter unserem Haus entdeckte ich neulich eine Fährte, die ich erst einer Katze zuordnen wollte. Merkwürdig fand ich jedoch, warum die Fährte mehrfach durch Lücken im Zaun führte und nicht darüber. Wir haben frei laufende Katzen in der Nachbarschaft. Die springen aber gewöhnlich über den Zaun.
Gestern abend erzählte mir dann aufgeregt meine Frau: „Der Fuchs stand auf dem Weg!“ Sie wollte gegen 20 Uhr das Haus verlassen, als er durch das Schneegestöber schlich. Er witterte kurz und verschwand gemächlich hinter einem Mauervorsprung.
Letzte Nacht hat es nun wieder geschneit ich nutzte die Gelegenheit für ein Schneebad (mehr dazu in einem späteren Beitrag ;-). Dabei entdeckte ich die bekannten und zuvor beschriebenen Fährten wieder. Sie führten bis an die Haustür… Offenbar hat es sich Meister Reinecke in der Nacht unter den verschneiten Koniferen gemütlich gemacht. Als ich dann später über den Hof lief, tauchte er plötzlich auf! Ein stattlicher Geselle, in seinem Winterpelz. Und flitzte quer über den Hof. Inmitten der Stadt. Mal sehen, ob ich ihn in den nächsten Tagen vor die Linse bekomme…
Bis dahin bleibt nur ein Foto aus Wikipedia:
Interessanterweise informiert die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung auf ihrer Webpräsenz nicht nur über Wildschweine und Kaninchen in der Stadt sondern auch über Berlins Füchse.

Freitag, 8. Oktober 2010

"Fjällschweinchen" springen nicht freiwillig!

Was für eine Headline! Zuletzt schrieb ich über diese niedlichen Tiere, die wir auf unser Lappland-Wanderung wegen ihrem Aussehen Fjällschweinchen getauft hatten. Am Ende wurden wir an einer Informationstafel eines Besseren belehrt: Diese süßen Tiere sind Lemminge, mit wissenschaftlichen Namen auch als Lemmus lemmus bezeichnet. Und sie sind extrem widerstandsfähig!

 Skandinavischer Berglemming auf Tuchfühlung mit rastendenden Wanderern.
Beim Wort Lemminge fällt sicherlich vielen der Disney-Film "White Wilderness" ein, wo ein Massensuizid von Lemmingen gezeigt wird. Das diese Szene nichts mit der Realität zu tun hat, kann wer möchte hier nachlesen. Ich will vielmehr auf die faszinierenden Eigenschaften dieser süßen Tiere eingehen habe dazu ein eindrucksvolles Video gefunden:

Dienstag, 21. September 2010

Über Fjällschweinchen und orangefarbene Beeren

neugieriger Lemmus lemmus
Die Grauschnäpper waren ausgeflogen - also hieß es etwas Neues zu beobachten! Und da bot sich gleich unser Hiking-Urlaub an. Zumindest dessen Anfang (vielleicht später mehr dazu ;-). Wir machten uns diesmal auf den weiten Weg nach Lappland, genauer gesagt ins nordschwedische Fjäll (dtsch: Berge) auf. Das liegt fast am Ende der Welt, zumindest kommt es einem so vor. Dort führt der Kungsleden (dtsch: Königspfad) durch eine weitestgehend unberührte Natur.
Eines der ersten Wesen, das wir am Wegrand entdeckten, war dieses kleine süße Tier. Wir saßen auf einem Geröllhaufen und machten gerade Rast, als mich dieses "Meerschweinchen" anguckte und gleich wieder hinter einem Stein verschwand. Ich traute meinen Augen nicht, keinen Meter entfernt! Zuerst vermuteten wir es handelt sich um eine Maus- oder Rattenart. Beim Verschwinden hinter den Felsen fiel jedoch auf, das es keinen sichtbaren Schwanz besitzt. Ich aß meine Wurst weiter und da tauchte es wieder auf. Diesmal holte ich meine Kamera und bei unserer dritten Begegnung entstanden dann diese Bilder.

Dienstag, 14. September 2010

Es wird Herbst! - Wie geht es weiter?

Beim Blick aus dem Fenster wird klar: ein mit Regenwolken verhangener Himmel, immer mehr gelbe Blätter und das Ende der Brutzeiten. Es wird Herbst. Heute kamen die Baumpfleger vorbei und lichteten den Staßenbaum aus, den unsere Grauschnäpper immer als Einflugschneise nutzten:

Noch hat der Baum seine unteren Äste...

Die sind aber mittlerweile längst nach Afrika unterwegs. Bleibt abzuwarten, ob sie nächsten Sommer wieder hier landen werden. Bis dahin bleiben einerseits nur die Erinnerungen an diesen außergewöhnlichen August mit unseren Untermietern:

Der Tag, an dem das Nest verlassen wurde...
Andererseits stellte ich mir in den letzten Wochen oft die Frage: "Was wird aus diesem Blog?" - Nach langem Überlegen habe ich beschlossen, diesen Blog nicht aufzugeben oder bis auf den nächsten Sommer und vielleicht neue Nestbauer zu warten. Dafür war die Resonanz zu überwältigend und viele Leser bedankten sich bei mir persönlich für die schönen Fotos und Reportagen. Und für diese Sichtweise, einem kleinen Vogel so viel Aufmerksamkeit zu schenken. Er hat meinen Sommer reicher gemacht. Und was mich reicher macht, schafft mir Freude.

Diesen Reichtum will ich auch künftig teilen und daher wird sich das Gesicht dieses Blogs etwas verändern. Aus "nestEINBLICKE" wird "[nest] EINBLICKE". Das Nest tritt in den Hintergrund und zukünftig wird sich auf diesen Seiten in Anlehnung an die Leserseite einer großen deutschen Zeitung ein Einblick in die Dinge bieten, die "mein Leben reicher machen".

Versprechen kann ich in jedem Fall auch künftig außergewöhnliche Reportagen und Berichte und dazu faszinierende Bilder.

In diesem Sinne wünsche ich weiterhin angenehme Lektüre!

Dienstag, 17. August 2010

Rückkehrer? Kundschafter? Nestbauer?

Das Verbindungskabel zur Webcam ist seit zwei Wochen abgebaut. Die Grauschnäpper sind fort. Das Nest verlassen. Kein bekanntes Geräusch mehr. Zeit also, auch die Webcam zu demontieren. Vorher wollte ich heute morgen für einen Zeitrafferfilm noch ein paar Bilder vom zerfransten Nest machen.

nicht mehr viel übrig...
Und dann das!!! Ich sehe im Blickwinkel den alten bekannten Schatten. In Sekundenbruchteilen reagiert mein Körper, Adrenalin wird ausgeschüttet und ich drücke STRG+TAB, um das Fenster zu wechseln.

Montag, 2. August 2010

Der Anfang vom Ende...

Dienstag, 27.07. 12:20 Uhr - Bloß raus aus dem Nest!!!
So begann es vor gut einer Woche. Der erste Nestling verließ das Nest und machte sich unsere Rankhilfe zu Nutze, um einen besseren Überblick über die Gegend zu haben. Während seine beiden Geschwister noch recht verhalten dreinschauen, hatte er längst beschlossen, noch an diesem Tag zu beweisen, dass die täglichen Trockenflugübungen nicht vergeblich waren. Zuvor hieß es aber noch etwas ausruhen und Position beziehen für den letzten gemeinsamen Schnappschuss:

Di, 27.07. 17:35 Uhr - Ordentlich sortiert, von klein/jung nach groß/alt!

Im Schutz der Dunkelheit wurde dann eifrig um den besten Platz am Nestrand gekämpft. Und dann ging es ziemlich schnell...

Freitag, 30. Juli 2010

Evolutionierte Nesthocker starten durch!

Merkwürdiger Titel, denkt vielleicht manch einer. Aber wie sollte man es sonst beschreiben, was sich am Dienstag abend und Mittwoch vormittag auf dem Balkon abgespielt hat? Unsere drei Nestlinge, die man wissenschaftlich eben als "evolutionierte Nesthocker" bezeichnet, haben diesem Namen alle Ehre gemacht und sind ausgeflogen. Wikipedia charakterisiert "evolutionierte Nesthocker" durch eine kurze Brutzeit und die intensive Pflege der unausgereiften Jungen. Und daraus lässt sich eben Schlussfolgern, dass - anders als bei Tagraubvögeln, die viel länger im Nest bleiben - unsere zur Gattung der Sperlingsvögel zählenden Grauschnäpperjungen nach sehr kurzer aber intensiver Nestzeit das Selbige verlassen haben.

Irgendwie musste ich diese Tatsache ersteinmal mental verarbeiten. Hatten doch diese kleinen Vögel für einen Monat einen ziemlichen Einfluss auf meinen Tagesrythmus und -ablauf gehabt, selbst wenn es nur der morgendliche Blick auf den Balkon war, oder die permanente Unterhaltung der besonderen Art am Esstisch. Idealerweise hatte ich am Mittwoch nichts ahnend frei und war also beim Ausflug zu Hause. Und fairerweise haben die "kleinen GROSSEN Ex-Nestlinge" und ihre Eltern mich auch dabei spannend unterhalten, fast 200mal habe ich auf den Auslöser gedrückt...

Das Beste vom Ausflug und weitere Hintergründe sowie gaaanz viele Bilder dazu folgen dieses Wochenende nun auf diesem Blog - bitte noch etwas Geduld. Währenddessen "werbe" ich hier einmal ganz uneigennützig für eine sehr interessante Vogelseite, die ich kürzlich entdeckt habe. Sie punktet vor allem durch die vielen beeindruckenden Nahaufnahmen (auch von Grauschnäppern) überall in deren Verbreitungsgebiet. Und das Spannende dabei ist, diese kleinen unscheinbaren Vögel tatsächlich auch in ihren Winterquartieren in Afrika zu sehen:
Der Grauschnäpper auf den Seiten "The Internet Bird Collection"

Mittlerweile erreichten mich auch Anfragen von Deutsch sprechenden internationalen Lesern, die noch nie vom "Grauschnäpper" gehört haben. Daher eine kurze recherchierte Übersetzung: Wegen seines großen Verbeitungsgebiets hat er sich in vielen Sprachen einen Namen gemacht, so heißt er beispielsweise treffend im Englischen Spotted Flycatcher und wird in Schweden als der Grå flugsnappare bezeichnet.

Dienstag, 27. Juli 2010

Wer ist denn da neugierig?

Heute melde ich mich nun endlich wieder mit aktuellen nestEINBLICKEN. Bei der Entwicklung unserer Nestlinge könnte ich eigentlich mehrmals am Tag berichten. Mittlerweile mache ich mir fast Gedanken, wie es mir in ein, zwei Wochen geht, wenn das Nest dann leer ist. Zumindest prophezeien das alle Vogelführer. Aber darüber können wir ja dann reden...
Unsere Nestlinge wachsen rasant. Und sie entwickeln ein beeindruckendes Neugierdsverhalten. Wissenschaftlich lässt sich das so erklären :
"Als Erkundungsverhalten bezeichnen Verhaltensbiologen sowohl das aktive Eindringen eines Tieres in zuvor nicht besuchte Areale als auch die Kontaktaufnahme zu neuen, unbekannten Gegenständen im bereits bekannten Umfeld." (aus Wikipedia)
Und praktisch sieht das dann so aus...

Nein, das ist kein Elterntier links neben dem Nest. Das nennt man Neugierde!

Unser erster Nestling hat also seinen Ausflug aus dem Nest gewagt. Dabei wurde er garantiert von seinen Eltern beobachtet. Die sieht man nun ständig rings um das Nest fliegen und alles genau beobachten. Stelle ich mich in die Balkontür, führt das zu lautstarken Protesten. An die Kamera und das Auslösegeräusch scheinen sie sich aber gewöhnt zu haben. So wurde auch ich gerade von Mama Grauschnäpper beobachtet, natürlich von exponierter Stelle am Zaun:

Samstag, 24. Juli 2010

Über das schönste Vogelnest der Welt, die Nesthygiene und das Fliegen

Zum Wochenende gibts einmal einen kleinen Exkurs in die vielfältige Vogelwelt. Neben unseren heimischen und größtenteils bekannten Singvögeln kennt man ja auch einige Exoten. Papagei, Kolibri, Wellensittich, Strauß, Pelikan... Aber schon mal was vom Seidenlaubvogel (Ptilonorhynchus violaceus) gehört? Zugegeben, er sieht nun auch nicht sehr auffällig aus:

Seidenlaubvogel, Männchen. Quelle: Wikipedia.
Aber was der leistet, ist fast noch beeindruckender als der jährliche Zug unserer Grauschnäpper ins südliche Afrika. Um eines Vorweg zu nehmen: Wer behauptet, das Tiere keinen Sinn für Geschmack haben...

Freitag, 23. Juli 2010

Hitzewelle fordert Opfer - Ruhe im Nest

Neulich fragte ich mich, ob Vögel schwitzen. Wenn das bisher auch nicht geklärt werden konnte, stieß ich aber auf einen interessanten Bericht. Gestern war ich ausnahmsweise ziemlich zeitig im Büro. Das liegt mitten in Prenzlberg im fünften Stock eines alten Backsteinbaus, auf dem Hinterhof. Und da segelten und jagten die Mauersegler in der kühlen Morgenluft. Diese beeindruckenden Vögel, die sogar in der Luft schlafen, haben mit der Hitze tatsächlich richtig zu tun. Lesenswert ist dazu der Beitrag von Wilhelm Ruprecht Frieling:
Hitzeopfer Mauersegler: Tausende Jungvögel stürzen aus dem Nest

Unsere kleinen (großen) Nestlinge haben die Hitzetage dementgegen bisher mit Bravour gemeistert und wachsen und wachsen. Seit gestern abend hat es sich auch merklich abgekühlt und erstaunlicherweise geht es da auch viel ruhiger im Nest zu. Heute Morgen jedenfalls wurden die Ruhephasen nur durch Fütterungsanflüge unterbrochen...

23.07.2010, 08:03 Uhr - gut getarnt und gefiedert wird ausgeruht

Dienstag, 20. Juli 2010

Aus dem Leben eines Tagpfauenauges

Es war ein mal ein Tagpfauenauge, einfach wunderschön anzusehen:

Es flog durch eine Balkontür in eine Wohnung. Dort verirrte es sich bis in das Badezimmer und war furchtbar aufgeregt, denn es fand den Weg nicht mehr hinaus. Doch da kam ein netter Mann und wies den Weg nach draussen. Glücklich setzte sich das Tagpfauenauge auf die Wand, um etwas auszuruhen.

Montag, 19. Juli 2010

Über das "sich groß fühlen"...

Beeindruckend, wie schnell die Nestlinge bzw. Küken wachsen. Nach nur fünf Tagen haben sie ihre Größe mehr als verdreifacht. Vergleicht man das Bild mit einem Ei und zwei frisch geschlüpften Küken mit einem aktuellen Nesteinblick, wirkt ihre mittlerweile stattliche Größe echt beeindruckend. Und alles nur von Faltern, Fliegen, Käfern...

Noch keine fünf Tage alt aber...

...Neugierig ohne Ende! Beeindruckend, wie sich unsere Nestlinge entwickeln. Zunächst aber ein kurzer Rückblick auf das Wochenende. Wir hatten hier einen Temperatureinbruch und dazu seit Wochen auch endlich wieder einmal Regen. Und obwohl der Samstag morgen ein einziger gewittriger Wolkenbruch war, ließen sich Papa und Mama Grauschnäpper nicht davon abbringen, trotz erschwerter Jagdbedingungen allerlei Fliegen- und Faltergetier aufzuspüren um den (noch) rosafarbenenden Nachwuchs aufzupeppeln. Da es mit 18° C recht kühl war, musste natürlich auch kräftig gehudert werden:

17.07.2010, 11:20 Uhr
Mama Grauschnäpper pitschnass (gut an der Schwanzfeder zu erkennen)
17.07.2010, 11:50 Uhr
Es hat aufgehört zu regnen: Mama Grauschnäpper beim gründlichen Abtrocknen

Was es mit dem geheimnissvollen Hudern auf sich hat und wie ein neugieriger Nestling aussieht, kann hier nachgelesen werden - ab heute Abend (19.07.2010, ca. 20 Uhr). Dazu natürlich auch wieder viele Fotos.

Freitag, 16. Juli 2010

Nesthygiene...

Das nenn ich beeindruckendes Timing:
(genaues Hinsehen erforderlich!)

Tag 1 im Kükenleben: 15.07.2010, vormittags

Da braucht's keine Windeln und vom ersten Moment an wissen die Nestlinge, wann sie ihr Geschäft zu verrichten haben :-) Einfach den Popo heben, und der Schnabel steht bereit.
Geht's uns nicht manchmal auch so, das wir beim Essen ein Bedürfnis bekommen, bzw. der Darm angeregt wird??? ... ;-)

Donnerstag, 15. Juli 2010

1, 2, 3, ... fertig!

Nachdem gestern abend bereits das zweite Küken zu sehen war, ist nun während der Nacht auch das dritte Ei verschwunden und es sieht ganz so aus, als ob auch dieses erfolgreich geknackt wurde.

14.07.2010, gegen 18:30 Uhr

15.07.2010, 7:30 Uhr

Ganz genau zählen und erkennen kann man die kleinen und hilflosen rosa Nestlinge noch nicht, dafür gibt Mama Grauschnäpper zu selten den Blick auf das Nest frei und dafür ist das Nest zu tief. Wohlbemerkt sei hier zudem, dass die Vogelmama auf dem ersten Bild ziemlich groß wirkt, tatsächlich ist sie aber so klein und schmächtig, noch kleiner als ein Haussperling. Da dürften die Küken gerademal 1-2 Zentimeter groß sein.

Auf jeden Fall haben sie aber ordentlich Hunger und werden nun auch von Papa Grauschnäpper versorgt, der regelmäßg saftige Insekten vorbeibringt ;-)

Mittwoch, 14. Juli 2010

Männchen gefunden :-)

EDIT: Eigentlich sollte nachfolgender Eintrag vor dem Schlüpfen der Nestlinge erscheinen; er war in der Entstehung auch etwas aufwendiger und zeitintensiver - da hat aber wieder mal die Natur einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nachdem mittlerweile (14.07.2010, 21:30 Uhr) der zweite Nestling geschlüpft ist, erscheint folgende interessante Reportage aus der Beziehung unseres Pärchens nun nachträglich und außer der Reihenfolge. Und ich kann vorwegnehmen: Das Männchen entwickelt mittlerweile beständig seine Versorgerqualitäten... :-))
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Entweder sind wir zu ungeduldig oder unser Grauschnäpperpärchen zu konservativ. Nachdem es sich seit dem Nestbau nicht mehr blicken ließ, entdeckte ich vor einigen Tagen das zum brütenden Weibchen gehörende Männchen - auf einem Ast sitzend und erstaunt dreinschauend:


Nicht klar zuordnen ließ sich jedoch das Ziel der lautstarken aber etwas einseitigen Kommunikation. Wie auf dem Bild gut erkennbar, schaute das Männlein (links) nur verdutzt drein und ließ das Weibchen (rechts, Schnabel geöffnet) vor sich hinzwitschern. Vermutet werden kann nur, dass Sie von Ihm verlangt, während der anstrengenden Brutphase doch auch regelmäßig und ordentlich mit saftigen Fliegen, Mücken, etc. gefüttert zu werden. Allerdings kehrte Frau Grauschnäpper letztendlich mehr oder weniger erfolglos in das Nest zurück und fliegt seitdem - wie zuvor - ihre Nahrungsbeschaffungseinsätze im Alleingang.

Fazit: Alle Versuche, Herrn Grauschnäpper davon zu überzeugen, dass es lehrbuchkonformer wäre, seine Vogelfrau während der Brut zu füttern, sind also bisher gescheitert. Eitel, wie er ist, dreht er sich nur weg... 
.... um anschließend vorzuführen, wie ein Rüttelflug aussieht:
Und Frau Grauschnäpper blickt stutzig drein!


Da fragt sich der Planer: Ist das jetzt ein Indiz des praktizierten Gender Mainstreaming?!?!

+++EILMELDUNG+++ Aus Ei wird Küken...

Mittwoch, 6:55 Uhr. Das Grauschnäppernest erschien unauffällig, wie immer:


Auffällig ist nur, dass unser Weibchen ziemlich oft die Eier dreht und beginnt, auffällig zu hudern (Erklärung folgt später).

Um 16:55 Uhr wird dann das Nest gelüftet:
Es ist ein Küken geschlüpft und ein Ei zu sehen!

Was mit dem dritten Ei passiert ist, lässt sich momentan aus dieser Perspektive nicht erkennen. Auf jeden Fall gab's für das kleine Küken erst mal ne ordentliche Insektenmahlzeit; Mama beschaffte schnell was aus den Lüften.

Der frühe Vogel fängt...

...das Insekt. - Zumindest der Grauschnäpper. Würmer lassen sich ja eigentlich auch schlecht fangen. Übrigens greifen Grauschnäpper nur im Falle anhaltenden Regens auf die klassischen Würmer zurück. Mit Vorliebe werden da vielmehr fliegende Insekten gejagt und erfolgreich gefangen - und das bereits bei Tagesanbruch, lange bevor die Stadt erwacht. So ist bereits vor fünf Uhr eine rege Flugaktivität auf dem Balkon zu beobachten - und das ermöglicht uns wieder einmal einen Blick auf das gut gehütete Nest:

Dienstag, 13. Juli 2010

Schwitzen Vögel eigentlich???

Diese Frage stellte ich mir - witterungsbedingt - öfter in den letzten Tagen. Keine Ahnung. Auf jeden Fall schien es Frau Grauschnäpper nicht gerade angenehm zu gehen, als sie bei 37° C im Schatten nun auch noch ihre Eier bebrüten musste. Offensichtlich scheint sie aber ein Mittel zu haben, um sich Linderung zu verschaffen.

Während die "menschliche Klimaanlage" die Transpiration ist und Hunde sich mit Hilfe ihrer Zunge Kühlung verschaffen, so scheint "ornithologisches air conditioning" durch den geöffnete Schnabel praktiziert zu werden. Zumindest konnte ich das bei unserem brütenden Weibchen ständig beobachten. Und auch die Raben im Park gestern standen mit geöffneten Schnäbeln träge herum...

Mittwoch, 7. Juli 2010

Speiseplan

Heute machte es wieder einmal "Plopp" und irgend ein Insekt war gegen unsere Balkonscheibe geflogen. Im selben Moment sah ich den Flugschatten unseres Untermieters und schon war das Mittag im Schnabel. Zumindest ein Teil davon, eine Fliege wird wohl nicht reichen. Interessant ist, wenn man sich näher mit den Jagdeigenschaften diesen unscheinbaren Vogels auseinandersetzt. Das Natur-Lexikon beschreibt den Grauschnäpper als so unauffällig, das er (auch wegen seines unaufdringlichen Gesangs) oft gar nicht bemerkt wird.
Auf der Lauer sitzender Grauschnäpper
Fotograf: Gerd Rossen
Sein Jagdverhalten ist hingegen spektakulär: Aufrecht, in exportierter Lage sitzend, stürzt sich plötzlich in die Luft, um die erspähte Beute zu erhaschen. Dabei muss er sich oft im Flug drehen und wenden. Meist hört man auch deutlich das schnappen seines Schnabels woraufhin er dann wieder auf seinen "Ausguck" zurückkehrt.
Es gibt neben den Grasmücken noch weitere kleine Singvögel, die auf diese Art ihre Nahrung fangen, jedoch ist es allein der fluggewandte Grauschnäpper, der seinen ganzen Nahrungsbedarf so deckt.

Zudem beherrscht der Grauschnäpper den sogenannten Rüttelflug, mit dessen Hilfe er in der Luft an einer Stelle verharren kann. Diese Technik hilft ihm nicht nur beim Jagen, wir konnten sie vor allem bei unserem Männchen bereits während des Nestbaus beobachten.

Dienstag, 6. Juli 2010

Die Technik dahinter

Für alle Technikbegeisterten und -interessierten will ich hier das Wichtigste zusammenfassen.

Kernstück der Anlage ist die Webcam, welche ich in einem Elektronikkaufhaus für 25 Euro erworben habe. Die Webcam verfügt über eine Auflösung von maximal 1600x1200 Pixel und hat eine kleine (Blitz-)Leuchte integriert. Damit lassen sich auch noch in der Dämmerung brauchbare Standbilder aufnehmen. Die mitgelieferte Software ermöglicht eine Fullscreen-Darstellung und erlaubt moderate Anpassungen im Bereich Schärfe, Helligkeit und Kontrast sowie Sättigung.
Montiert ist die Cam kopfüber mittels Kabelbindern auf einer kleinen weißen Pressspanplatte, welche ich an der Decke des Balkons mit Heißkleber angebracht habe.

Es handelt sich hierbei natürlich nicht um ein Outdoor-Gerät, jedoch ist der Installationsplatz so geschützt, das Feuchtigkeitseinflüsse in größerem Maße ausgeschlossen werden können. Und mehr als kaputtgehen kann die Cam schließlich nicht.

Per USB-Verlängerungskabel - durch die Balkontür gefädelt - ist die Webcam schließlich mit dem Notebook bei Bedarf verbunden und überträgt live aus dem Grauschnäppernest auf unseren Esstisch.

Seitdem läuft der Rechner eigentlich immer, wenn jemand zu Hause ist...

Alles in Allem hat die Installation ca. 40 € veranschlagt (Webcam, USB-Verlängerung), ein Preis den wir gerne bereit waren für dieses Erlebnis zu zahlen! Zumal sich die Komponenten auch später noch nutzen lassen.

Montag, 5. Juli 2010

Rückblick: Der Nestbau

Echt beeindruckend wirkt rückblickend die Geschwindigkeit des Nestbaus. Anhand dieser Bilder lässt sich das gut vergleichen:
Oben: Nestzustand am ersten Bautag.
Unten: Fertiges Nest, nach zwei Tagen 

Wenn man bedenkt, das Grauschnäpper etwas kleiner sind als die gut bekannten Hausspatzen und das Brett, auf dem unser Weibchen das Nest errichtet hat nur 5cm breit ist, das Nest aber insgesamt eine Höhe von 10cm und eine Breite von 8cm hat (mit statisch einwandfreiem Überhang), beeindruckt diese Leistung! Übrigens ist für den Bau allein das Weibchen verantworlich gewesen, während das Männchen bei der Beschaffung des Materials tätig war. Dessen Anflüge beschränkten sich also mehr auf das Kommando: "Guck mal was ich hier für einen Zweig gefunden hab, jetzt mach mal was draus!"

PS: Übrigens ist kein sichtbarer Baumüll angefallen ;-)

Männchen gesucht!

Merkwürdig am Brütverhalten unseres Weibchens ist, das es nicht permanent auf dem Nest bleibt sondern regelmäßig das Nest (zur Nahrungsaufnahme?) für einige Minuten verlässt. Eigentlich sollte das nicht passieren, ein fürsorgliches Männchen übernimmt die Fütterung des Weibchens während der Brutzeit. So steht es zumindest in mehreren Vogelführern.
Stattdessen ist unser Nest regelmäßig unbesetzt und das Männchen, beim Nestbau noch sehr aktiv dabei, lässt sich momentan nicht blicken!

Aller guten Dinge sind drei...

...sagt ein geflügeltes Wort. Frau Grauschnäpper hat das wörtlich genommen und pünktlich nach 24 Stunden zwischen 2. und 3. Juli das dritte Ei gelegt.
Grauschnäpperweibchen beim Nestaufräumen

Natürlich müssen die Eier regelmäßig gedreht werden, auch bei diesen hochsommerlichen Temperaturen, damit die Brütwärme alle Stellen erreicht. Und ab und zu wird uns auch ein Blick auf das Nest vergönnt, wenn der Hunger größer wird:
Eins, zwei, drei - fertig! Ab jetzt wird gebrütet!

Als Zeichen, das die Eiablage abgeschlossen ist gilt es, wenn das Weibchen mit dem Brüten beginnt und auch in den Nachtstunden auf dem Nest ausharrt. Dank einer kleinen Lampe an der Webcam lässt sich das nun in den Abendstunden beobachten:
04.06.2010, 22:06 Uhr

Samstag, 3. Juli 2010

Muscicapa striata - willkommen aus dem Weltmeisterschaftsland!

Nein, die Überschrift hat nichts mit Musik zu tun, vielmehr mit Ornithologie. Dank NABU Deutschland konnten wir nun unsere gefiederten Untermieter bestimmen. "Muscicapa striata" - Grauschnäpper, so heißen unsere süßen Balkonbewohner. In den nächsten Tagen wird hier sicherlich noch allerlei Wissenswertes über diese unscheinbaren Vögel berichtet werden.
Willkommenheißen können wir sie auf jeden Fall herzlich, denn ihre Reise war lang und weit, deshalb brüten sie auch erst so spät. Was unsere Nationalelf in 10 Stunden per Flugzeug gen Süden erledigte (und hoffentlich erst nach dem Finale mit Pokal wieder tut), dafür brauchten diese kleinen Singvögel eben etwas länger. Und wie die Überschrift vermuten lässt, sind sie aus ihrem Winterquartier aus dem südlichen Afrika, bevorzugt der Kapregion, auch in diesem Jahr wieder zu uns gekommen. Da müssten sie ja den Klang der Vuvuzelas bereits kennen...

Beim Anbrüten? - Samstag, vor dem Viertelfinale Deutschland-Argentinen

Donnerstag, 1. Juli 2010

ZWEITES EI!!!

Nachdem sich unser (noch) unbestimmtes Pärchen gestern am gesamten Nachmittag und Abend nicht blicken ließ, befürchteten wir schon, das mein Webcam-Installationseingriff am Vormittag vielleicht doch zu störend war. Und wir das Ei möglicherweise selbst ausbrüten müssen ;-)
30.06.2010, 13 Uhr

Heute morgen dann die große Überraschung:
Die angehende Vogelmutter saß im Nest und unterhielt uns während des Frühstücks prächtig.
01.07.2010, 08:05 Uhr

Zwei Stunden später war dann das zweite Ei zu sehen :-))

01.07.2010, 10:01 Uhr

Vogelbestimmung

Klärung suche ich immer noch bei der Bestimmung der brütenden Vogelart. Laut Online-Vogelführer des NABU kann es sich nur um Amsel oder Singdrossel handeln. Die Amsel scheidet allein wegen ihrer Größe aus, zudem ist neben dem brütenden Weibchen das gleichfarbige Männchen auch schon aufgetaucht.
Somit bleibt nur die Singdrossel:

Die baut aber typischerweise ein anderes Nest und gilt auch als sehr scheu, was man von unserem Exemplar wohl nicht gerade sagen kann. Ein Singdrosselnest ist laut Wikipedia innen mit Mulm gefüllt, einem "Lockersediment aus organischem Material, zum größten Teil bestehend aus Bakterien, Mineralien, Pflanzenresten und Stoffwechselendprodukten". Unser Nest dagegen besteht eher aus Zweigen, Halmen, Moos und Federn:


Bleibt also nur, weiterzusuchen.

Balkon diese Saison gesperrt

Neulich beim Frühstück:

"Komisch", denke ich bei mir. "Der Vogel, der eben auf den Balkon geflogen ist, muss doch auch mal wieder wegfliegen! Wo ist der denn???"
Und dann die Entdeckung. In der äußersten Ecke baut dieser Winzling sein Nest!!! - Das war vor einer Woche. Seit gestern (30.06.2010) schien das Nest fertig zu sein, und ich setzte meinen Traum um! Installierte eine Webcam. Und während ich so auf der Leiter schwitzte, kam er/sie angeflogen. Glücklicherweise hat mein Einsatz wenig beeindruckt und so gibt es jetzt bei uns Frühstücksfernsehen der besonderen Art: Live-Übertragung aus dem Nest!


Der Balkon wird gesperrt für eine Saison und dafür dieser Blog eröffnet. Viel Spass allen Lesern!
Der Nestbeobachter